Der Leuchtturm Kõpu befindet sich im Westen von Estland, auf der Insel Hiiumaa, in der Ortschaft Mägipe auf dem Hochland auf der Halbinsel Kõpu. Der Leuchtturm Kõpu ist der älteste Leuchtturm im Baltikum, und es ist der drittälteste funktionierende Leuchtturm auf der Welt.
Der weiße viereckige Koloss mit Stützpfeilern besitzt eine Galerie und einen roten Laternenraum.
Steigt man im Turm über die gehauenen und steilen Treppen bis oben hinauf, erschließt sich die erstaunliche Geschichte des alten Leuchtturms, der von der Entwicklung der Schifffahrt, des Bauwesens und der Wissensschaft zeugt. Am Leuchtturm befindet sich ein schönes Café, ein Kinderspielplatz und ein Souvenirshop.
Der Bau des riesigen Turmes auf der höchsten Selle in Hiiumaa begann 1504 auf Empfehlung des Stadtrats von Tallinn. Der Turm wurde gebaut, um hanseatischen Schiffen den Weg zu weisen und Sicherheit zu gewährleisten. Früher fuhren die Schiffe der Ostseeküste entlang, die Schiffsroute führte von den Ålandinseln entlang der Küste Finnlands. Doch später begannen die Handelsschiffe direkt über die Ostsee zu segeln. Das Hochland von Kõpu war der erste Orientierungspunkt, den die Seefahrer am Horizont bemerken sollten. 1649 wurde die obere Plattform des Turmes nivelliert und an die Bedürfnisse des Leuchtfeuers angepasst. Es wurde eine Feuerstelle aufgestellt, eine Außentreppe und eine Winde zum Heben von Brennmaterial wurde errichtet. Damit wurde der Turm zum Leuchtturm. Am Ende des Jahrhunderts wurde im oberen Turmteil ein Raum für Wärter und Brennmaterial eingerichtet.
1810 übernahm die Kriegsflotte den Turm. In den südwestlichen Pfeiler wurden Treppen eingehauen, im oberen Turmteil zwei Räume übereinander eingerichtet und ein gläserner Laternenraum mit 12 Ecken gebaut, in welchem in drei Richtungen insgesamt 25 Öllampen mit Messingreflektoren aufgestellt wurden.
Anfang des 20 Jahrhunderts erwarb man für den Leuchtturm in der Weltausstellung Paris einen neuen Laternenraum mit einer optischen Vorrichtung dioptrischer Art. Diese rotierte in einer Quecksilberwanne und leuchtete mittels einer
Petroleumlampe und einem Glühstumpf. Später wurde die Optik mehrmals modernisiert und der Leuchtturm an die Stromversorgung angeschlossen. Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Turm mit einem Stahlbetonunterbau befestigt, um gegen Erdrutsche geschützt zu sein.